2010/12/13

Fast=x-1 - Aber x ist eine Unbekannte

Es wäre auch einfach zu einfach gewesen. Kennengelernt. Angeschaut. Zurückgeschaut. Blick gehalten, wer bricht ihn zu erst. Laternenpfahl. Schmerz.


Nein – so schlimm nun auch nicht. Aber fast. (Fast? Fast=x-1. Aber x ist eine Unbekannte… – no pun intended.) Na jedenfalls… Sie war nett. Nein: Nett ist der kleine Bruder von Scheiße. Sie war freundlich – und mehr als das. Sie war… na, interessant halt. Und interessiert. Was soll ich schon sagen? Es dauerte nicht lange, schon war sie die Perle meine Utopien, die Protagonistin meines Kopfkinos.


Und sonst? Naja. „Hast du einen Freund?“ – „Ich möchte nicht drüber sprechen.“ …


Und sonst? Egal. Weitermachen. Doll. „Hey, wie wär’s denn wenn…“ – „Doch nicht jetzt… Ich hab noch viel zu tun, heute!“.


Und sonst? „Oh,…“ – „Egal, setzt dich doch neben mich!“ – „Neben dich? Immer!“ – Ein Lächeln. Nein. DAS Lächeln. Das Lächeln, das alles ins Rollen gebracht hat. Doll. Weitermachen.


Aber… – und sonst? „Ich hab gehört, du hast Schluss gemacht?“ – „… Ja. … Ich möchte nicht drüber sprechen“.


Und dann. Die Chance. Gruppenfoto. Neben ihr, Arm in Arm. Zufrieden. Zu Frieden? Friede ist doof. Action ist gut. Aber ohne mich. Sie geht. Ich bleibe. Ende.





Ende? NEIN!
Ich will mehr. Immer mehr. Sie will: Frieden.

2010/10/08

Von einer verlogenen Dystopie

Der Mensch… - ist ein seltsames Wesen. Oder auch nicht. Es ist jedenfalls erstaunlich, was man an sich selbst beobachten kann; wenn man denn die Augen aufhält. Ich meine hier den Gesellschaftlichen Aspekt.


Ich habe eine ganz normale Erziehung genossen, nicht besser und nicht schlechter als die der anderen Jungen in meiner Klasse. Ich bin nach der Realschule auf die Realschule gekommen, trotz einer Gymnasiumempfehlung. Schade im Nachhinein, und auch irgendwo gut so. Wer weiß wo ich sonst wäre: Utopie oder Dystopie. In der Realschule musste ich mehrfach neue Freunde schließen; meine Alten waren ja allesamt auf der Hauptschule gelandet (Hey – war ich etwa der klügste aus meiner Clique? Mag ich Leitbild sein?). In der fünften Klasse ging das schnell, ein Freund war damals noch nichts wert, so jung. Ende der neunten Klasse blieben meine zwei besten Freunde sitzen; in der Schule will ich nicht alleine sein; kann ich nicht. Ich suche mir also wieder neue Freunde. Freunde. Jetzt waren sie was wert, man konnte mit Ihnen etwas teilen; wenn man denn mochte. Es wurde schwer, sich anderen Personen anzupassen. Die Clique ging freitags einen trinken, hielt sich fast das ganze Wochenende zusammen irgendwo auf. Ich war zu Hause, meine Zeit am Rechner zu verschwenden.

Ich weiß nicht genau, wo ich den Ansatz verpasst habe. Sicher wollte ich mit, sicher wurde ich eingeladen. Aber ich kam von weiter weg, ich hatte schon das Problem abends nach Hause zu kommen. Ich konnte bei einem Freund übernachten. Ja. Warum habe ich es nicht gemacht? Es wurde mir sogar angeboten. Ich Idiot, oder so. Am Ende des Jahres stehe ich wieder alleine da. Nach der Realschule kommt die Berufsfachschule, ein neuer Anfang.

Aber auch bei einem neuen Anfang sind einem die Leute voraus. So einfach war das nicht. Neue Freunde habe ich gefunden, gute Freunde. Wir haben auch privat was unternommen, ein bisschen. Aber ich war nie im inneren Kern der Clique oder überhaupt einer Clique. Immer war ich irgendwo weit außen. Es machte mir zu der Zeit nichts aus. Seltsam, vielleicht hat’s mir auch so gelangt, damals.

Ich war noch immer nicht am Wochenende weg, noch immer nicht unterwegs, einen Heben. Natürlich brauche das auch nicht. Dachte ich mal. Sich betrinken ist mal gut, Party auch, unter Leuten sein ist aber der Kernpunkt hier. Das hatte ich nie.

Ein Jahr Arbeit. Erst Vollzeit, dann Teilzeit. Keine Ahnung, wie ich das überlebt habe. Ich habe mich entwickelt, aber noch immer nicht das aufgeholt, was ich in einer Gesellschaft gebraucht hätte. Mitten drin fange ich an in einer Band zu spielen; ich bin bei weitestem der Jüngste, der nächste ist etwa zehn Jahre älter als ich. Das ist okay, ich brauche auch nur einen Zeitvertreib. Eine Sache, die mich bei Gedanken hält. Ich wurde älter und musste mich selber fördern um auf Draht zu bleiben. Was auch immer. Es half. Ein Bisschen.

Nach der Arbeit die Ausbildung. Die Ausbildung fördert mich, aber nicht genug. Je länger sie dauert, desto mehr Überstünden stehen auf meinem Konto, desto weniger Lust habe ich auf Urlaub. Arbeit macht frei!

Ich wollte nie so werden, im Rückblick, aber ich bin es doch geworden: eine Art Workaholic. Ich bin der beste Auszubildende seit Jahren, den Kollegen teils weit Voraus. Aber für welchen Preis? Ich habe derzeit nicht einen einzigen Freund. Ich kenne niemanden der meine im Laufe der Zeit so abwegigen Interessen teilt. Und außerdem habe ich es vergessen, Beziehungen zu schließen, die weiter reichen als zum Kollegialen. Übrigens Beziehungen: ich hatte bis zu dem Zeitpunkt natürlich auch noch nie eine Freundin. Nie gebraucht; gab doch Pornos.
Je länger ich mich aber in der Ausbildung befinde, desto stärker fühle ich mich einsam. Einsamkeit ist für mich ein starkes Gefühl. Nur, weil ich keine Freunde habe, muss ich nicht einsam sein. So habe ich es immer gesehen und sehe es auch noch.
Mittlerweile bin ich aber einsam, egal wie sehr ich es leugnen würde. In welche Richtung ich auch sehe: alle Kollegen, Mitauszubildende, ja sogar die räudigen Penner an der Bushaltestelle. Alle haben Freunde.

Ich frage mich langsam, wie ich es geschafft habe, so ein Semi-Exil zu erschaffen. So schlimm kann ich nicht aussehen. Stinke ich? Nein. Bin ich unfreundlich? Manchmal, aber nein. Was ist mit mir los?


Ich weiß, dass ich ziemlich intelligent bin (ironischerweise brauche ich für dieses Wort die Auto-Korrektur von Word…). Ich habe es schon seit der Grundschule immer wieder gehört. „Hochintelligent“ – glaube deiner Mutter niemals dieses Wort. Jede Schule, die ich besucht habe, hat mir letztendlich den Eindruck gegeben – ohne, dass ich jemals drum gebeten hatte – , dass ich dieses Potential bestätigen sollte. Irgendwann fing ich an es zu glauben. Irgendwann fing ich an, arrogant werden, deshalb. Die Arroganz und alle damit verbundenen Nebeneffekte (Stolz, Überheblichkeit, Engstirnigkeit, Ehrgeiz,…) haben sich schon zu früh in mein Denken eingeprägt.

Ich habe mir beigebracht Dinge so zu machen, wie ich es am besten finde. Wenn jemand einen anderen Weg fand, war ich dagegen. Pauschal.

Hörte jemand nicht meine Musik, gab es Streit.

War jemand andere Meinung, konnte ich ihn nicht mehr akzeptieren.


Das Ganze hört sich jetzt schlimm an. So schlimm ist es eigentlich nicht. Ich habe gelernt mit Menschen umzugehen. Mit Menschen, die mir ebenbürtig sind, oder sogar unter mir stehen, in welcher Rangfolge auch immer. Überholt mich jemand, habe ich Probleme. Es fällt mir schwer Autoritäten zu akzeptieren. Klar, Einsicht ist der erste Weg zur Besserung, bla bla. Ich muss mich sogar zwingen solche Sätze zu akzeptieren, anzuwenden.


Früher habe ich immer gedacht, ich werde mal berühmt. Klar, tut wohl jeder Mal. Nichts Schlimmes.

Heute weiß ich, ich werde nicht berühmt (ja, manchmal träume ich natürlich, aber das gehört hier nicht hin). Ist auch okay. Meine Angst besteht heute darin, dass ich jemanden kenne, der berühmt wird. Vielleicht sogar mit einer Sache, die eigentlich meine wäre. Meine größte Angst ist es, dass ich überbleiben könnte. Alleine, okay. Einsam, scheiße.


Ich hoffe immer, ich bin nicht der einzige, dem es so geht. Dass es noch jemandem so geht wie mir: Sich selbst belügen und fest daran glauben, auch ohne auszukommen. Alleine klarzukommen. Aber wenn es dann dunkel wird, und alle Spaß haben, neidisch zu sein.

2010/04/08

Über die Welt, die Menscheit und den Sinn des Lebens

Oh Mann. Da will man einmal einen Text schreiben, denkt, man hätte eine gute Idee, und kaum ist Word offen, ist sie weg. Schlicht weg.


Was bleibt? Eine Leere im Kopf, die man verzweifelt mit etwas Schlauem füllen will. Grad eben war da doch noch so was. So ein toller, auf Anhieb eloquent formulierter Satz: anschaulich, ausdrucksstark und doch irgendwie nichtssagend – ohne Zusammenhang verwirrend aber im Kontext freut der Leser sich wie ein Frosch am Dreckeimer, so gefällt ihm diese Formulierung.


Und jetzt ist sie weg. Die Formulierung, der Satz, der Kontext, das Thema. Das Thema… Was war das noch gleich? Den Titel hatte ich doch auch schon… Das war irgendwas mit „Über die Welt, die Menscheit und den Sinn des Lebens“ – im Prinzip also mal wieder das übliche. Irgendwie versuchen, ein schon tausendfach philosophisch totdiskutiertes Thema wieder aufzukochen. Das Ganze dann mit genügend Spott und arrogantem Nihilismus aufpumpen, leere Lücken mit Allegorien und Metaphern getauften Rundumschlägen auf völlig andere Themen mit völlig anderen Problematiken füllen und die Sätze noch so stark verschachteln und verwirrend bauen, dass man beim Korrekturlesen selber nicht mehr durchblickt. Der Leser soll ja immerhin etwas meines riesigen Intellekts zu sehen bekommen – nein – er soll erschlagen werden von meiner grammatisch-literarisch-philosophischen Breitseite. Er soll ein Gefühl von Neid und Kleinheit haben, innerlich mit sich ringend, ob er den Text nun wirklich zu verstehen glaubt, oder es sogar tut.


So war der Plan.


Aber der Plan ist hin – die Idee verloren, für immer. Die sich so selten und gewitzt anfühlende Pointe einfach verschwunden, im Schlund meines Kopfs.


Naja – was soll‘s. Im nächsten Jahr müsste ich beim Lesen des Textes vermutlich eh brechen – Vergangenheitsverachtender, der ich doch bin.